Mainova Ironman European Championship Frankfurt 2016 1

Beim Schreiben der Überschrift ist mir gerade aufgefallen wie lang der volle Name der Veranstaltung doch ist – passt ja irgendwie zur Distanz des Wettkampfs. Aber das nur am Rande – nach einer Woche des Erholens und Nachdenkens bin ich jetzt in der Stimmung den ‚Ironman FFM‘ (so ists viel praktischer und kürzer) mal etwas zusammenzufassen.

Drumherum

FFM SkylineZusammen mit Dani bin ich (wie im letzten Jahr) schon am Donnerstag angereist und würde das auch jedem empfehlen, der vor hat hier zu starten. So kann man gleich am Anreisetag in Ruhe die Startunterlagen holen und nochmal locker am Main laufen gehen. Am Freitag ist dann genug Zeit nochmal einen Blick auf die Radstrecke zu werfen (ich hatte mir hier vorgenommen nochmal die Kopfsteinpflasterpassage „The Hell“ zu durchfahren – ein guter Plan) und dann anschliessend zur Wettkampfbesprechung zu gehen. Hier laufen einem dann mit ziemlicher Sicherheit verschiedene Leute über den Weg so dass man dort etwas mehr Zeit einplanen sollte. Der Rest des Tages ist dann aber perfekt zum Chillen geeignet.

Samstag reisten mittags meine Eltern und abends das vierköpfige Post-SV-Supportteam an – also wurde kurzerhand wie im letzten Jahr ein Tisch im Garibaldi gebucht, damit ich auch zu meiner Vorwettkampf-Pizza komme. Und dann war der Tag, nach dem im Vergleich diesmal extrem schnellen Radcheckin um die Mittagszeit schon wieder vorbei – es ging ja früh raus am nächsten Morgen. Somit hab ich das wohl mittlerweile legendäre Elfmeterschiessen gegen Italien bei der WM verschlafen. Obwohl, so richtig viel geschlafen hab ich wiedermal nicht…

Renntag

Andi Böcherer2:50 Uhr(!) klingelte der Wecker. Wenn ich etwas an diesem Sport nicht wirklich mag ist es das – aber da muss ich irgendwie durch. Nach etwas Porridge und einem Kaffee ging es zum ersten Shuttlebus und mit diesem in aller Ruhe zur noch geschlossenen Wechselzone am Langener Waldsee. Es hat irgendwie was wenn man hier noch die Zeit etwas geniessen kann bevor der Trubel los geht – auch wenn es ziemlich frisch war. Pünktlich um 5 konnten wir dann an die Räder – nochmal aufpumpen, mit Essen und Getränken bestücken, in den Neo springen und schon ging es mit Dani in Richtung Startbereich. Im Neo war es auch nach dem Einschwimmen ganz angenehm; die Profis, die ohne Neo unterwegs sein mussten fanden es wohl relativ frisch. Andi Böcherer hatte das Glück dass Dani Ihm zum Aufwärmen noch die Post-SV-Vereinsjacke leihen konnte, die hätte im Nachhinein wohl auch anderen Pros, die später an den kalten Temperaturen scheitern sollten, gut getan.

Schwimmen

Das Schwimmen fand diesmal als Rolling-Start statt, d.h. kein Massenstart, sondern alle 5sec werden 12 Athleten auf die Strecke geschickt. So oder so ähnlich war es jedenfalls geplant, die Realität sah eher nach 12 Athleten pro Sekunde aus. Naja, egal, es war auf jeden Fall stressfreier als hunderte adrenalingeschwängerte Athleten auf einmal. Ich hatte mich relativ weit hinten im Startblock ‚unter 1h‘ eingereiht – nach knapp über 57min über die 3,8km im Training war das realistisch. Das Schwimmen an sich lief dann relativ ereignislos ab, ich kam relativ schnell in meinen Rhythmus den auch der kurze Landgang nicht brechen konnte und eh ich mich versah war ich wieder an Land. Zwischendurch gab es mal einen Schreck als ich eine Athletin sah die sich wild an einem der Rettungs-Surfboards festkrallte (das dürfte sehr wahrscheinlich Diana Riesler gewesen sein), aber für mich persönlich gab es keine Zwischenfälle. Nun hiess es schnell wieder in die aufrechte Position kommen und auf die Uhr schauen, wie schnell ich unter… – oh, die hatte wohl jemand unterwegs in der Hitze des Gefechts erwischt, so dass sie knapp 400m Schwimmen anzeigte. Toll, jetzt fehlte mir also die aktuelle Wettkampfzeit. Naja, muss auch so gehen.

Rad

Nach dem Wechsel ab aufs Rad, wo schon Dani und die Postis direkt an der Strecke warteten. Yay, jetzt konnte es wirklich losgehen – der Tacho pendelte sich bei knapp über 40 km/h ein als ich in Richtung Frankfurt Innenstadt flog. Als nach knapp einer Stunde immernoch ein knapper 40er Schnitt auf der Anzeige stand wurde mir schon etwas mulmig – ob das wohl zu viel ist. Aber es lief gut, ich überholte fleissig andere Athleten, auch solche die ich nicht erwartet hätte überhaupt im Rennen zu Gesicht zu bekommen (auch wenn das andere Gründe hatte, wie bspw. bei Daniela Ryf). Die Verpflegung versuchte ich auch nach Plan hinzubekommen, wobei das Trinken bei Temperaturen unter 20 Grad in der geplanten Menge eher schwierig war. Dafür gabs dann eben mehr Energieriegel. Die erste Runde lief, trotz viel Verkehr, recht gut und gefühlt (und nach unzähligen Rechnungen) war ich nach der ersten Runde noch voll im Plan. Am Mainkai standen meine Eltern, Dani und die Postis und feuerten mich vor Beginn der zweiten Runde nochmal an – das gab nochmal extra Energie, die jetzt auch bitter nötig war. Das Wetter draussen auf der Strecke wurde zunehmend rauer und auch der Wind nahm, vor allen Dingen auf dem Weg zurück aus Friedberg, immer mehr zu. Zudem war das Feld jetzt ziemlich ausgedünnt, so dass vor und hinter mir teilweise kaum jemand zu sehen war. Innerlich überlegt man da schon mal ob man noch auf der richtigen Strecke unterwegs ist, aber die Stimmungsnester ab und zu sorgen schnell wieder für Sicherheit. Nachdem ich Fahren im Wind ja im Training (unfreiwillig) oft geübt hatte war der Kopf stark genug dagegen anzutreten, und schlussendlich, am Ende vom „Heartbreak Hill“, zeigte sich die Silhouette von Frankfurt wieder am Horizont. Jetzt quasi nur noch bergab rollen, runter vom Rad und dann ’nur‘ noch einen Marathon.

Lauf

IFFM Laufn der Woche vor dem Wettkampf hatte ich mir extra einen Pacing-Plan für den Marathon ausgearbeitet. Der hielt genau – naja, sagen wir 100 Meter. Als ich aus dem Wechselzelt lief war der Weg gesäumt mit einem Spalier von Menschen, die einen unglaublich nach vorn trieben. Zum Glück hörte das irgendwann wieder auf (Anfeuerung ist zwar schön, aber in Maßen) und ich kam in ein für mich zu diesem Zeitpunkt angenehmes Lauftempo. Das passte zwar nicht zum Plan, aber getreu der Schinkelschen Taktik ‚Bis zum Halbmarathon Vollgas und dann schauen wie lange es hält‘ lief ich erstmal los. Auch hier war mein Support, sogar noch erweitert um Markus, Stephanie, Nils und viele andere, wieder tatkräftig dabei mich nach vorn zu treiben so dass ich meine Ernährungsstrategie perfekt durchziehen konnte und auch das Tempo hochhielt. Wie gesagt, bis zum Halbmarathon jedenfalls, dann wurde mir langsam gewiss dass die letzten 21km ein ziemlich hartes Stück werden würden. Der Schnitt sank, aber nach ein paar Hochrechnungen (gar nicht so einfach wenn das ganze Blut in den Beinen ist) passte das noch einigermassen. So ging auch Runde 3 rum. Jetzt noch knapp 10km, weniger als in einem normalen Training, das muss irgendwie drin sein. Der Kopf ging auf Autopilot, die Augen in den Tunnelmodus, alles Blut in die Beine – und los gings. In der Nachbetrachtung kann ich mich in der Runde nur noch kurz an die Brücke erinnern unter der die Postis und Dani standen und mich frenetisch anfeuerten und an die Colabecher, die ich mir an jeder Aid Station in den Rachen schüttete. Sehr viel mehr ist von der Runde nicht übrig. Dafür war der Zieleinlauf umso schöner – auch hier standen meine Supporter wieder am Eingang der Zielgasse. Selbst beim Schreiben krieg ich noch Gänsehaut wenn ich an den Einlauf auf dem Römer denke. Wie das aussah kann man bei Finisherpix als 360-Grad-Foto sehen – aber ich kann sagen, live ist es 1000mal besser. Da war sie nun endlich, die Ziellinie – aber welche Zeit hab ich? Also durchs Ziel gelaufen, umgedreht, Blick nach oben – 9:17:15h. Ungläubiges Stauen, dann Jubel. Geschafft – sub 9:20h und die eigene Bestzeit um mehr als 10 Minuten unterboten.

In der Nachbetrachtung ist das dann der 24. Platz in der Altersklasse – schon Wahnsinn wie stark das Feld dieses Jahr besetzt war. Zudem waren die Bedingungen natürlich (bis auf Wind und den kurzzeitigen Regen beim Lauf) ideal. Bei 9 Hawaii-Slots (der letzte sollte dann an den 13. in meiner AK gehen) fehlen 11 Plätze oder knapp 8min bis Hawaii. Hat nicht sollen sein, und das Geld kann ich denke ich im Moment auch sinnvoller investieren. Aber das Ziel Hawaii bleibt bestehen – im einfachsten Fall halte ich einfach das Tempo und werde 2 Jahre älter, in der AK 40 hätte die Zeit gereicht. Oder es muss einfach noch mehr Tempo her…

Splits:

One comment on “Mainova Ironman European Championship Frankfurt 2016

  1. Bernhard Jul 12,2016 10:58

    im einfachsten Fall halte ich einfach das Tempo und werde 2 Jahre älter, in der AK 40 hätte die Zeit gereicht. Oder es muss einfach noch mehr Tempo her…

    Du schaffst beides :-)

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