Challenge Vichy 2013 – Lauf

Wieder angekommen in der Wechselzone liess ich mich auf der Bank im Wechselzelt nieder, zog die doch etwas stabileren Schuhe an (die ‚Rennsemmeln‘ liess ich dann doch lieber im Wechselbeutel) und los gings. Und wieder war es wie bei den anderen DIsziplinen – am Anfang lief es super und die erste Runde (von 4) ging relativ schnell vorbei. Unterwegs hab ich dann auch mal probiert, ein Gel einzuwerfen, was soweit auch geklappt hat. Mehr ging allerdings nicht, da haben sowohl Kopf als auch Magen gestreikt.

Ok, dann also Plan B, der beinhaltete erstmal weiterzulaufen und dann beim Halbmarathon mit Cola anzufangen, um mich dann irgendwie über den zweiten Halbmarathon zu retten. Soweit zur Theorie, die dann aber doch schnell von der Praxis eingeholt wurde. Und zwar relativ genau bei Laufkilometer 13.

Gerade eben war ich an einer der Verpflegungsstelle vorbeigelaufen, als ich plötzlich ein Kribbeln in den Fingern bemerkte, welches langsam den Arm hoch wanderte. Das kannte ich schon aus leidvoller Erfahrung aus dem Training – Unterzucker. Na grossartig, aber irgendwie auch nachvollziehbar bei der spartanischen Verpflegung in den letzten Stunden.

Auf die Idee, umzudrehen und bei der letzten Verpflegungsstation, die ca. 300m hinter mir lag, Zucker nachzufüllen kam ich natürlich in dem Moment nicht. Also lief ich die knapp 2 Kilometer weiter bis zur nächsten Station, wo ich natürlich schon relativ ‚tief im Unterzucker‘ ankam. Ab hier hiess es dann 2 Becher Cola an jeder Station zu mir zu nehmen, aber das linderte den Energiemangel jeweils nur temporär und so bewegte ich mich quasi wellenförmig kurz aus dem Unterzucker heraus, um kurz danach wieder hineinzufallen. Zwischenzeitlich habe ich dann auch (insgesamt drei) Pausen a 10min eingelegt, um den Zucker aus der Cola möglichst schnell ins Blut zu befördern. Ob das sinnvoll war oder nicht, kann ich aber auch nicht wirklich sagen, die gesamte Wahrnehmung war irgendwie schon leicht getrübt.

Während ich mich so über die Strecke kämpfte, immer wieder mit der Option aufgeben im Hinterkopf, erntete ich doch auch viel Zuspruch und Motivation vom Streckenrand, welcher mich dann doch bewegte, weiterzumachen. So habe ich beispielsweise einen Deutschen getroffen, der die Halbdistanz absolviert hatte, jetzt mit dem Rad die Strecke abfuhr und mich ein ganzes Stück in ein Gespräch verwickelte, was die dabei absolvierte Strecke doch etwas vergessen liess.

Auch die zwei älteren Damen, die bei einer meiner Pausen auf der Bank neben mir sassen und denen ich auf Nachfrage zu verstehen gab, dass mir der Zucker ausging, kümmerten sich liebevoll um mich und fingen sofort an, in Ihrer Handtasche zu suchen, offenbar nach Zucker, den man als ältere Dame immer mit sich führt (vermute ich). Ich  wies dann aber darauf hin, dass ich gerade Cola getrunken hatte und die nur etwas Zeit zur Wirkung braucht. Damit waren sie zufrieden, aber ein ‚Bonne courage!‘ erntete ich dann noch, als ich wieder auf die Strecke ging. 

Kurz danach hat mich dann auch Matthias überholt, der etwas verwundert schaute und erstmal fragte was los ist. Ich gab ihm zu verstehen, dass bei mir heute überhaupt nichts geht – er lief weiter und finishte unter 11:30h. Top!

Ziel in Vichy (am Tag vor dem Rennen)Dass man bei jeder Runde am Ende durch das Stadion laufen musste, aber nicht auf die Ziellinie abbiegen durfte, trug natürlich auch nicht zur Motivation bei, aber irgendwann war ich dann endlich auf der letzten Runde und ab hier war mich dann auch klar, dass ich irgendwie ins Ziel kommen werden, zur Not halt kriechend und wandernd. Ab hier war dann schlagartig die Motivation zu laufen weg – die letzte Runde wurde also ein Wandertag und jeder Versuch, das Tempo kurz anzuziehen, scheiterte. Naja, dann halt 10 Kilometer gehen, ist ja auch schön in dieser Umgebung.

Kurz vor dem Ziel hab ich dann aber doch noch etwas Energie gefunden, ins Ziel wandern will man dann ja doch nicht. Also, Beine in die Hand genommen, rein ins Stadion und nach 11:47h, mehr als 2h später als gedacht und gewünscht (und nach meinem allerersten Marathon über 5h), war ich endlich im Ziel.